Interview mit Oliver Bohn Geschäftsleitung Kuhn+Witte

Bitte stellen Sie sich kurz vor!

Mein Name ist Oliver Bohn. Ich bin 57 Jahre alt, habe 2 tolle Kinder und eine tolle Frau, mit der ich 34 Jahre zusammen bin und die mir jeden Tag den Rücken stärkt und mir zusätzlich sagt, was ich gut mache und woran ich ihrer Meinung nach arbeiten sollte. Was ich dann natürlich auch immer genauso umsetze …Außerdem, und jetzt wird es ganz wichtig, bin ich HSV-Fan. Und dieses Jahr packen wir den Aufstieg!

Ich arbeite 37 Jahre im und am Unternehmen Kuhn+Witte. Wir sind Händler für Volkswagen, Volkswagen Nutzfahrzeuge, Audi und SEAT/Cupra und vertreiben seit einiger Zeit auch chinesische Automarken wie XPENG und Maxus. Dazu kommt noch im Mikromobilitätsmarkt die Marke Microlino, und zuletzt verkaufen und reparieren wir im Jahr zwischen 500 E-Bikes und 150 VESPA-Roller. Wir stellen uns als traditioneller Markenhändler für unsere Kunden breiter auf und bewegen uns vom reinen Autohändler zum Mobilitätsanbieter.

Dafür bin ich in meiner Funktion als geschäftsführender Gesellschaft verantwortlich und freue mich jeden Tag, gemeinsam mit unserem mittlerweile über 380 Kolleginnen und Kollegen großen Team, daran zu arbeiten, unser Unternehmen zukunftssicher aufzustellen.

Wie beurteilen Sie die aktuellen Herausforderungen, mit denen Volkswagen konfrontiert ist?

In einem Wort: Ambitioniert, aber auf keinen Fall hoffnungslos. Die Automobilindustrie und zwangsläufig auch der Handel befinden sich in einer Transformation vom Verbrenner hin zum Elektroantrieb. Diese Transformation gilt es, zusammen zu meistern, indem Hersteller und Handel nach neuen Chancen suchen, den Kopf oben behalten und vor allem ihre qualifizierte und dann auch hoffentlich motivierte Mannschaft zusammenhalten.

Volkswagen hat in den letzten Jahrzehnten davon gelebt, dass 40 % seines Absatzes in China erfolgte und somit jedes Jahr ein beträchtlicher Teil seines Gewinns aus Asien gekommen war. Das ist heute nicht mehr der Fall. Die Gründe dafür sind vielfältig. Alle europäischen Marken haben in China aktuell große Absatzschwierigkeiten und einige Hersteller haben sich zum Teil auch schon aus dem Markt zurückgezogen. Hinzu kommen zu hohe Produktionskosten und eine fallende Nachfrage nach Neuwagen in ganz Europa.

Und nicht zu vergessen, dass Volkswagen sich mit weltweiten wirtschaftlichen Unsicherheiten, Handelskonflikten und geopolitischen Spannungen auseinandersetzen muss, die das Geschäft belasten. Hinzu kommen regulatorische Anforderungen: Die EU hat strenge Emissionsvorgaben festgelegt, die Volkswagen dazu zwingen, in die Elektromobilität und die Optimierung von Verbrennungsmotoren zu investieren. Ein Verfehlen dieser Ziele könnte zu immensen Strafzahlungen führen.

Welche Auswirkungen haben diese Entwicklungen auf Ihr Autohaus und Ihre Kunden?

Die meisten Hersteller haben nach dem Corona-Boom erkannt, dass ihre Vorstellungen vom Direktgeschäft und den damit verbundenen Agenturverträgen nicht so schnell umsetzbar sind und der Handel nach wie vor eine bedeutende Rolle im Automobilgeschäft spielt und noch länger spielen wird. Das ist positiv für uns Händler. Die Entscheidung, Elektroautos wieder in die klassischen Händlerverträge zu integrieren, schafft Stabilität für uns Partner und unsere Kunden. Somit setzt Volkswagen wieder verstärkt auf eine starke Händlerorganisation, um die Marke emotional aufzuladen und neue Impulse zu setzen. Anfang März fand in Düsseldorf die „Brand Experience 2025″ der Marke statt und hat uns Händlern einen exklusiven Einblick in die Zukunft des Konzerns gegeben und das Vertrauen in die Marke und die kommenden Produkte gestärkt.

Welche Rolle spielt die Elektromobilität in Ihrer Geschäftsstrategie?

Auch wenn aktuell viel darüber diskutiert wird, das Verbrennerverbot aufzuheben und die CO₂-Grenzwerte zu verschieben: An der Elektromobilität geht kein Weg mehr dran vorbei. Dafür ist viel zu viel Geld investiert worden, und diese Investitionen sollen sich auch wieder auszahlen. Volkswagen hat bereits vor Jahren die Forschung und Entwicklung in Verbrennermotoren stark zurückgefahren oder ganz eingestellt. Hinzu kommt, dass insbesondere Asien, aber auch andere Länder in Europa verstärkt auf Elektromobilität setzen. Von daher spielt die Elektromobilität für uns eine große Rolle und wir stellen uns dementsprechend auf bzw. haben uns schon vor Jahren dem Thema gewidmet, indem wir unseren Kunden einen Fullservice anbieten. Kuhn+Witte kümmert sich darum, dass bei unseren Kunden über unsere eigene Kuhn+Witte-Elektrik die Wallbox genauso angeschlossen wird, wie die Bereitstellung unserer Ladekarte oder die Photovoltaikanlage auf dem Dach. Wir lassen unsere Kunden nicht alleine.

Wie reagieren die Kunden auf das Angebot von Elektrofahrzeugen?

Geteilt. Es gibt nach wie vor Kunden, die ein Elektrofahrzeug strikt ablehnen und dann gibt es Kunden, die sich schon das zweite Elektroauto gekauft haben und sehr zufrieden damit sind. Ein entscheidendes Kriterium dabei ist, ob ich in unmittelbarer Nähe meines Wohnortes eine Lademöglichkeit habe. Eine dritte wichtige Kundenklientel sind die Unternehmen, vor allem größere Unternehmen, die auf ihren grünen Footprint achten und ihre Fuhrparks nach und nach auf Elektromobilität umstellen müssen und auch wollen. Für unsere Mannschaft ist es eine Aufgabe, Fahrzeuginteressenten die Möglichkeit zu geben, ein Elektroauto zu testen, zu erleben. Die meisten Kunden haben danach eine bessere Meinung, denn der Antrieb und die Technik machen wirklich Spaß.

Welche Vorteile sehen Sie in der Präsenz an mehreren Standorten für Ihr Unternehmen und Ihre Kunden und planen Sie, Ihr Standortnetz in Zukunft weiter auszubauen?

Der stationäre Autohandel steht vor einer Reihe von Herausforderungen, wie so viele Einzelhändler ebenfalls. Durch den digitalen Wandel entstehen veränderte Verbraucherpräferenzen. Das spüren wir Autohändler heute noch nicht allzu sehr. Ein Auto ist für uns Menschen die zweithöchste monetäre Anschaffung in unserem Leben. Das kaufen wir nicht mal eben schnell online. Wir sehen, dass unsere Kunden und Interessenten viel informierter in unsere Schauräume kommen, sich aber dann bei uns die Produkte ansehen, fühlen und ausprobieren möchten. Letztendlich auch vom Verkäufer eine Bestätigung einfordern. Trotz dieser Herausforderungen bleibt der stationäre Handel für Kuhn+Witte weiterhin relevant. Wir müssen uns jedoch anpassen, um zukunftsfähig zu bleiben. Anpassen heißt auch, evtl. Standorte zu verkleinern, denn Showpaläste, wie sie früher mit über 1000 qm2 Fläche gebaut wurden, sind zu teuer und somit auch nicht mehr praktikabel.

Welche Bedeutung hat die Partnerschaft zwischen Volkswagen und XPENG für Ihr Autohaus?

Für uns hat die Partnerschaft in allererster Linie die Bedeutung, mit XPENG eine innovative chinesische Marke an Bord geholt zu haben. Dabei war auch ausschlaggebend, dass der Volkswagen-Konzern sich an XPENG finanziell beteiligt hat und beide Hersteller voneinander lernen und profitieren möchten. Volkswagen hat eine Menge Erfahrung, kann Produktion. Und XPENG ist eine verhältnismäßig junge Marke, kann dafür aber Software und Batterietechnik. Die Produkte, der G6, G9 und der P7 sind Top-Modelle. Es macht Spaß, die Fahrzeuge zu fahren. Preis-Leistung stehen in einem ausgezeichneten Verhältnis. Ganz wichtig war für uns vor dem Onboarding der Marke, die Meinung und Akzeptanz in unserem Service und Vertriebsteam. Und unsere Mannschaft steht hinter der Marke. Das ist nicht selbstverständlich.

Wie bewerten Sie die Fahrzeuge von XPENG im Vergleich zu anderen Elektrofahrzeugen auf dem Markt?

Wir haben eine zweite chinesische Marke im Portfolio, bei der läuft es nicht so rund und sie hat sich aktuell auch vom PKW-Markt in Deutschland wieder verabschiedet. Ich schaue mir von Zeit zu Zeit immer wieder neue chinesische/asiatische Marken an, um auf dem Laufenden zu bleiben und zu schauen, wo sich Chancen ergeben könnten. Aktuell würde ich sagen, XPENG ist die beste Marke für Kuhn+Witte. Eine gute Entscheidung.

Welche besonderen Veranstaltungen, Aktionen oder Neuerungen stehen bei Kuhn+Witte in der nächsten Zeit an?

Wir haben in den letzten 4 Jahren eine Menge Neuerungen bei uns eingeführt und obwohl ich ein Mensch bin, der gerne neue Dinge ausprobiert, so muss ich mich dann auch ab und an mal bremsen. Oder meine Frau macht das. Denn es ist wichtig ein Großteil seines Teams mit auf den Weg mitzunehmen, gut zu kommunizieren und den Projekten und Menschen im Unternehmen genug Zeit zu geben, Neuerungen umzusetzen und zu Gewohnheiten werden zu lassen. Wir haben 2020 ein neues Audi-Terminal in Fleestedt eingeweiht, uns in Wedel mit SEAT/Cupra erweitert, sind ins Bike- und VESPA-Rollergeschäft eingestiegen. Jetzt bringen wir erstmal alles zum Laufen und dann schauen wir weiter, was noch alles kommen kann. Wir sind noch nicht am Ende. Soviel darf ich verraten.

Dabei kann und darf ich dankbar sein, ein Team zu haben, dass diesen Weg mitgeht. Viele Kolleginnen und Kollegen gehen sogar voran. Das gibt mir auch in diesen unsicheren Zeiten immer ein gutes Gefühl. Menschen um mich zu haben, denen ich vertrauen kann und die für das stehen, was Kuhn+Witte auszeichnet: ein Familienunternehmen zu sein.

Vielen Dank für unser Gespräch!

Autohaus Kuhn+Witte
Allerbeeksring 2-12
21266 Jesteburg

https://www.kuhn-witte.de/
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