Horst John – der Sommelier unseres Vertrauens
“Aus Liebe zu Wein” haben wir die Reihe genannt, bei der unser Memberslounge-Sommelier Horst John in kleinen Gruppen bei Präsenzveranstaltungen, aber auch online ausgewählte Weine vorstellt. Für unsere exklusiven Weinreisen, bei denen wir aufstrebende und etablierte Winzer*innen besuchen, sind wir organisatorisch ebenfalls immer im engen Austausch mit dem Weinexperten, der das Advanced Sommelier Certificate („WSET® Level 3 Award in Wines“) in London erworben hat. Für das Thema Wein haben wir also einen Sommelier unseres Vertrauens, der uns immer wieder tolle Tropfen empfiehlt und viel Wissenswertes vermittelt.
Dann wollen wir doch gleich mal von unserem Experten hören, welche Weine als die teuersten der Welt gelten und was sie so besonders macht?
Horst John: Bei den teuersten Weinen handelt es sich um die berühmten Ausnahme-Rotweine aus dem Burgund und den Bordeaux-Appellationen, die Jahrzehnte gelagert werden können. Bei den Bordeaux geht es um die großen Weine aus dem Haut-Medoc sowie Saint-Emilion und Pomerol. Der teuerste im Club ist ein Pomerol Petrus (95% Merlot). Der 2015er-Jahrgang kostet ca. 3.000 Euro die Flasche.
Und es geht noch schlimmer. Bei den roten Burgundern (100% Pinot Noir) sticht DRC (= Domaine de la Romanée-Conti heraus) aus Vosne-Romanée heraus. Jemand hat einmal behauptet, dass diese Weingärten den teuersten Quadratmeter Ackerboden auf diesem Planeten haben. Für den Romanée Conti Grand Cru werden fünfstellige Beträge aufgerufen, ca. 20 bis 25.000 Euro pro Flasche.
Und warum so teuer? Natürlich wird hier allerhöchster Wert auf Qualität gelegt, vom Rebstock im Weinberg bis zur Lagerung im schicken Weinkeller. Das geht so weit, die Weine nach den Mondphasen anzubauen und einzuholen oder die Weine mit klassischer Musik zu bespielen (kein Witz!). Trotzdem kann das niemals solche Preise rechtfertigen.
Es ist am Ende einfach eine Kombination aus Seltenheit, sehr kleinen Mengen, Anlage/Spekulation und besonderes Image/Marketing, was man im Laufe der Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte aufgebaut hat. Rational ist das sicher nicht mehr, aber ist eben rar, und so ein Spitze gibt es ja immer auch in anderen Anlage-Bereichen.
Kommen wir von den teuren, gereiften Weinen doch gleich mal zu den Alltagsbegleitern. Wo liegt nach deiner Erfahrung die Preisuntergrenze bei einem Wein, damit man zumindest etwas Solides im Glas hat?
Horst John: Also, es ist natürlich schon so, dass es grundsätzlich eine Korrelation zwischen Preis und Qualität gibt. Der Winzer wird seinen besten Lagen-Wein aus alten Reben aus seinem besten Weingarten nicht zu demselben Preis anbieten wie einen jungen, einfachen Standardwein. Trotzdem kann man auch für kleines Geld schon sehr schöne Weine kaufen, wenn man sich ein wenig Mühe gibt. Einen anständigen jungen Weißen für jeden Tag von einem guten Anbieter kann man für etwa 7 Euro bekommen. Bei Rotwein würde ich mal 10 Euro als Grenze setzen. Da darf man nichts Außergewöhnliches erwarten, kann aber einen soliden Süditaliener, Südfranzosen (Languedoc o.ä.), Chianti o.ä. bekommen. Oder einmal einen Beaujolais (Cru) probieren, die werden immer besser.
Viele Weine tragen Medaillen oder andere Abzeichen auf dem Etikett. Sind diese äußeren Merkmale auf der Flasche immer vertrauenswürdig oder werden die einfach inflationär vergeben? Und worauf achtest du beim Einkauf?
Horst John: Auf solche Medaillen und Etiketten würde ich nicht zu viel geben. Am wichtigsten ist in meinen Augen, auf verlässliche, gute Produzenten zu achten. Wer macht einen wirklich guten Chianti, Brunello, Bordeaux, Burgunder, Champagner usw.? Bei diesen Produzenten sollte man kaufen, dort bekommt man in der Regel die besten Exemplare.
Faustregel: Wer einen hervorragenden 100-Euro-Rotwein macht und verkauft, der gibt sich auch beim 10-Euro-Einstiegswein Mühe – man will sich ja sein Image nicht versauen.
Die Bewertungen von Robert Parker & Co sind auch ein guter Indikator, auch bei einem 10-Euro-Wein. Also ruhig mal schauen, bei über 90 Punkten und um 10 Euro lohnt sich das Zugreifen. Auch ein guter Anbieter hilft, Laden oder online, der viele echte Qualitätsproduzenten parallel anbietet. Lieber dort einmal schöne 12 gemischte Flaschen ohne Porto nach Hause bestellen als im Supermarkt kaufen.